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1000PS.at: Test Royal-Enfield-Classic 500

1000PS.at: Test Royal-Enfield-Classic 500

Royal Enfield Classic 500

[Den kompletten Artikel mit allen Bildern gibt es hier zu lesen; KLICK]

Wie Einstein schon sagte, ist im Leben alles relativ. Die Bestätigung dafür ist unser Dauertester Royal Enfield Bullet Classic 500 – Ein Motorrad ohne Superlative wird selbst zu einem.

Ich will jetzt nicht damit anfangen von der geschichtlichen Entwicklung der Enfield zu erzählen, oder darauf zu verweisen, dass Enfield die älteste noch produzierende Motorradmarke ist. Diese Fakten wird der eine oder andere von euch wahrscheinlich eh schon wissen, wenn nicht, kann man das auch auf Wikipedia nachlesen. Warum ich euch mit diesem Blabla nicht zuseifen will? Es ist ganz einfach, die Enfield ist so ein feines Radl, dass jede Zeile, die sie nicht in den Himmel hebt, eine vergebene wäre. (Wie lyrisch, Patrick! Anm. d. Red.)

Ok, das klingt jetzt wahrscheinlich etwas hochgestochen und voreingenommen, das gebe ich zu. Zu meiner Verteidigung möchte ich allerdings sagen, dass mich in den sechs Jahren, in denen mich 1000PS nun knechtet, kein anderes Bike auch nur im Ansatz so verzaubert hat, wie die Classic. Zu erklären ist das wahrlich schwierig, denn Superlative sucht man in den technischen Daten der Classic vergebens. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall, denn die Leistung der Classic liegt mit nicht einmal 28 PS wahrscheinlich unter der eines auffrisierten 50erl Mopperls. Das ist aber auch komplett Holler, denn die Enfield definiert den Begriff „Fahrspass“ völlig neu.

Kurvengeschwindigkeit, Beschleunigung und Verzögerung waren für mich über lange Zeit die Faktoren, die richtiges Motorradfahren ausmachten. Auf der Classic sind mir diese Begriffe so wurscht, wie wenn in Japan eine R1 umfällt. Der wahre Fahrspaß verbirgt sich beim Briten-Inder in der Entschleunigung. Mit 70 durchs Freiland schleichen und die Umgebung nicht nur als verschwommenen Strich wahrnehmen, sondern die Schönheit eben dieser genießen. Oder neben einer Betonwand dahinzutuckern und die Schallreflexionen des langhubigen Einzylinders unterm Helm wahrzunehmen.

Ehrlich gesagt hatte ich ja schon immer ein gewisses Faible für Oldtimer, was mich aber daran hinderte, mir eine anzuschaffen, war lediglich der damit verbundene hohe Wartungsaufwand, die teilweise doch etwas eigenwillige Technik, sowie die Frage nach der Ersatzteilbeschaffung. Und genau hier hat mich die Enfield erwischt, die Technik ist mit der elektrischen Einspritzung so halbwegs up to date, die Serviceintervalle von 6000 km verkraftbar und die Ersatzteilversorgung ist gut gesichert. In Österreich gibt es übrigens zurzeit 2 offizielle RE Dealer: Gespanntechnik Öttl aus Feldkirchen in OÖ und das Bike House in Wien. Importiert werden die Enfields vom Halbrussen und Ural und Dnepr Importeur Hari Schwaighofer.

Wie gesagt, ist die Enfield technisch schon so halbwegs in der Neuzeit angekommen, soll heißender Eintopf ließe sich auch gemütlich mittels E-Starter zum Leben erwecken. Die coolere Variante ist aber definitiv die des Kickstartens. Also langsam den Kickstarter ausklappen, langsam den Fuß darauf setzen und dann einmal schnell durchziehen. Ganz langsam und stilvoll erwacht dann der 500ccm Einzylinder Motor zum Leben. Tuck – – – Tuck – – Tuck- Tuck,Tuck,Tuck fast wie ein alter 15er Steyr, danach noch ein, zwei Mal am Gas zupfen, Gang einlegen und langsam wegcruisen. Wie schon erwähnt sollte man sich von den 28 PS jetzt nicht zuviel erwarten, die reichen gerade dafür aus, dass man langsame Autos überholen kann und vielleicht noch, dass man sich einmal den Topspeed von irrwitzigen 145 Km/h gibt – Wer das nervöse Flattern bei dieser Geschwindigkeit schon mal erlebt hat, weiß, dass der Begriff „irrwitzig“ hier nicht falsch am Platz ist.

Doch dafür gibt es auch hunderte andere Bikes, die das besser können. Was die Royal Enfield aber besonders gut kann, ist Blicke fangen. An jeder Ampel, auf jedem Parkplatz zieht die Classic die Blicke auf sich wie ein nacktes Topmodel. Ganz herrlich, nicht nur ein Mal haben mich auch Fußgänger mit einem hochgehaltenen Daumen begrüßt. Ein netter Ausgleich zu der Begrüßung mit dem Mittelfinger jeden morgen in der Firma. Nicht erst einmal bin ich am Billa Parkplatz auf die Classic angesprochen worden (man wird aber auch sicher beim Nah&Frisch oder beim Spar angesprochen) und vor dem Eisgeschäft bildeten sich auch immer nur vor der Classic Menschentrauben. Schon irgendwie komisch, jahrelang lebte ich in dem Glauben, das Aufsehen geht linear mit dem Kaufpreis nach oben. Dabei bekommt man um gut 7.100 € bereits die Classic und somit massig Aufmerksamkeit.

Continental GT 535

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